Als Kneippkur bezeichnet man eine mehrwöchige Maßnahme, bei der verschiedene Anwendungen aus der medizinischen Lehre von Sebastian Kneipp durchgeführt werden. Das so genannte Kneippen wurde von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe ernannt und wird an Orten durchgeführt, die mit dem Prädikat „Kneippkurort“ ausgezeichnet wurden.
Für die Popularität der Kneippkuren war ihr Namensgeber Pfarrer Sebastian Kneipp maßgeblich verantwortlich.
Er wurde 1821 in Stephansried geboren. Als er 1849 an Tuberkulose erkrankte, las er ein Buch über die Heilkraft des Wassers und begann, Bäder in der Donau zu nehmen. Tatsächlich wurde er wieder gesund und begann in der Folge, auch seine Mitmenschen mit Wasseranwendungen zu behandeln.
1855 wurde er Hausgeistlicher in einem Kloster in Wörishofen (heute: Bad Wörishofen) und zog immer mehr Hilfesuchende an.
Da mit der Zeit auch verschiedene wohlhabende und einflussreiche Menschen zu Kneipps Patienten zählten, sprachen sich seine Methoden immer schneller herum. In Wörishofen entstanden mehr und mehr Gasthäuser, um die Patienten zu beherbergen. Kneipp begann, sein Wissen in Büchern niederzuschreiben. Als der Pfarrer 1889 sein zweites Buch schrieb, kamen allein im August 4.000 Kurgäste nach Wörishofen. Teilweise mussten sie in den umliegenden Orten untergebracht werden.
1893 wurde Kneipp zum Päpstlichen Geheimkämmerer ernannt und im folgenden Jahr erhielt er eine Audienz bei Leo XIII. und behandelte ihn. 1897 starb er an einem Tumor, doch seine Lehren wurden durch seine Bücher und die Arbeit verschiedener Kneipp-Vereine weiterverbreitet. Heute tragen 78 deutsche Städte das Prädikat „Kneippkurort“.
Seit 2010 ist Kneipps Geburtstag am 17. Mai der offizielle Sebastian-Kneipp-Tag. Der Tag ist ein offizieller Gesundheitstag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und wird von den zahlreichen Kneipp-Vereinen für Aktionen genutzt, welche auf die Gesundheitsförderung hinweisen sollen.
Kneipps medizinische Lehren und damit auch die Kneippkur gründen sich auf fünf Säulen, von denen Wasseranwendungen die bekannteste ist. Insbesondere erhalten die Patienten Kneippgüsse und praktizieren das Wassertreten.
Darüber hinaus empfahl Kneipp Vollwertkost und verschiedene Maßnahmen der Bewegungstherapie, beispielsweise das Barfußlaufen.
Er nutzte zudem die Wirkung verschiedener Heilpflanzen und sprach sich für eine gesunde Lebensführung aus. Diese Lebensführung basiert auf seelischer Entspannung, Stresstoleranz und sozialer Kompetenz gegenüber seinen Mitmenschen.
In allen Bereichen achtete Kneipp besonders auf das gesunde Maß. „Jedes Zuviel und jedes Zuwenig stellt an Stelle der Gesundheit Krankheit.“, sagte er. Also gilt es in seinem Sinne, den Sport nicht zu übertreiben, das Wasser bei den Anwendungen nicht zu kalt zu wählen und auch bei der Ernährung weder mit strengen Diäten noch mit Völlerei zu übertreiben.
© Bilder: kaschwei - Fotolia | Kzenon - Fotolia
Verwandte Blogs
Fasten als Auszeit im Alltag
Was versteht man unter "fasten"? - Was ist die Fastenzeit? - Kurioses über das Fasten
Heilfasten
Als Heilfasten versteht man den völligen oder teilweisen Verzicht auf Speisen, Getränke und Genussmittel über einen maßgeblichen Zeitraum. Im Gegensatz zum religiösen Fasten, welches aus dem eigenen Glauben heraus motiviert ist, verspricht sich der Fastende beim Heilfasten positive Auswirkungen auf die Gesundheit. Oft wird in diesem Zusammenhang von Entschlacken gesprochen, der Reinigung des Körpers von unerwünschten Stoffen. Zudem erhoffen sich viele Heilfastende auch einen reinigenden Effekt auf die Seele bzw. die Psyche.
Naturheilkunde
Unter der Bezeichnung Naturheilkunde versammeln sich die verschiedensten Maßnahmen zur Krankheitsbekämpfung oder –vorbeugung, welche die Selbstheilungskräfte des Körpers mit den Mitteln der Natur anregen wollen. Zu diesen Naturheilverfahren gehören klassischerweise der Einsatz von Pflanzenstoffen, Wasseranwendungen, Bewegungstherapie, Ernährungsberatung und eine Strukturierung der Lebensführung.
Ayurveda
Ayurveda ist die Bezeichnung der traditionellen indischen Heilkunst, welche ihre Methoden aus einer Kombination von Erfahrungswerten und Philosophie ableitet. Wichtige Eckpfeiler sind dabei Massagen, Yoga, Heilung durch Pflanzen und die richtige Ernährung. Im asiatischen Raum, besonders in Indien, Sri Lanka und Nepal, sind die Methoden des Ayurveda allgemein anerkannt. In der westlichen Welt werden sie häufig eher als Wellness-Anwendungen angesehen.
Traditionelle Chinesische Medizin
Als Traditionelle Chinesische Medizin versteht man verschiedene heilkundliche Verfahren, welche sich in den letzten 2000 Jahren in China entwickelt und im ostasiatischen Raum verbreitet haben. Das Adjektiv „traditionell“ ist eine westliche Ergänzung des chinesischen Begriffs zhōngyī, welcher einfach nur „chinesische Medizin“ bedeutet. Auch die geläufige Abkürzung TCM ist durch den Westen geprägt.