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Die Linde ist die Heilpflanze des Jahres 2025. Früher pflanzten die Menschen den Baum gerne im Herzen ihrer Dörfer oder am Ortsrand und verehrten ihn als Liebes- oder Tanzbaum. Heute spielen seine honigsüßen Blüten vor allem in der Naturheilkunde eine große Rolle, besonders bei Erkältungen und Husten.
Die Wahl zur Heilpflanze des Jahres hat das Ziel, altes Heilwissen über heimische Pflanzen in Erinnerung zu rufen und für die Zukunft zu bewahren. Damit tritt die Linde mit ihrem Titel in die Fußstapfen des Schwarzen Holunders, der 2024 zur Heilpflanze des Jahres gekürt wurde.
In Deutschland unterscheidet man zwei heimische Lindenarten, die Sommer- und die Winterlinde. Beide Lindenarten sehen sich sehr ähnlich, wobei die Sommerlinde etwas stattlicher ausfällt als die etwas kleinwüchsigere Winterlinde. In Städten sind auch die die Holländische Linde und die südosteuropäische Silberlinde weit verbreitet – sie trotzen Abgasen und Streusalz, was sie zu hervorragenden Straßenbäumen macht.
Linden gehören zur Familie der Malvengewächse und verfügen über markante Merkmale: Die laubabwerfenden, bis zu 40 Meter hohen Bäume mit den halbkugeligen bis kegelförmigen Kronen haben herzförmige, am Rand gesägte Blätter. Ihr ausladender Wuchs fordert ausreichend Platz an ihrem Standort. Dabei bevorzugen die Laubbäume sonnige bis halbschattige Lagen. Dank ihrer tiefen Wurzeln kommen sie auch gut mit trockenen Sommern zurecht. Zwischen Juni und Juli entwickelt der stattliche Baum viele weiß-gelbliche, lieblich duftende Blüten, die in Dolden unter einem flügelartigen Tragblatt zusammenstehen. Die grünen Riesen können bis zu 1000 Jahre alt werden – ein echter Baum der Ewigkeit. Dadurch wurde die Linde in allen europäischen Kulturen zum Liebes- und Fruchtbarkeitsbaum verehrt.
Als Heilpflanze genießt die Linde bereits eine jahrtausendealte Tradition. Bereits in der Antike wurden die mächtigen Bienenlieblinge bei Infekten genutzt und im alten Ägypten wurde die Linde sogar als heiliger Baum verehrt. Die berühmte Kräuterfrau Hildegard von Bingen schrieb im Laufe des 12. Jahrhunderts ihre Erkenntnisse zur heilenden Wirkung der Linde für die Nachwelt nieder, wobei bei ihr zunächst das Laub und die Lindenwurzel im Vordergrund standen. In der Volksheilkunde kamen später vermehrt auch die Blüten zum Einsatz, um Erkältungskrankheiten, Atemwegsbeschwerden und Reizhusten zu lindern. Denn in den weiß-gelben Blüten befinden sich viele wertvolle Schleimstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe und ätherische Öle.
Den gesunden Inhaltsstoffen der duftenden Blüten schreibt man eine schweißtreibende und reizlindernde Wirkung zu. Insbesondere am Beginn einer Erkältung wird der schweißtreibende Effekt einer Anwendung mit Lindenblüten beschrieben, die die Krankheit regelrecht „herausschwitzen“ lässt. Dafür empfiehlt sich die Zubereitung eines Erkältungstees mit frischen oder getrockneten Blüten am besten sofort bei Auftreten von ersten Beschwerden. Auch die Inhalation mit in heißem Wassersud eingeweichten Lindenblüten kann zu einer wohltuenden Wirkung in den oberen Atemwegen führen. Ihr duftendes Honigaroma ergänzt auch wunderbar Likör, Sirup, Fruchtsaft oder Desserts. Dafür werden die frischen Blüten in der gewünschten Flüssigkeit über Nacht eingelegt und zur weiteren Verarbeitung abgesiebt. Deutlich seltener ist bekannt, dass frisch geerntete junge Lindenblätter sehr schmackhaft in der Küche verwendet werden können. Werden die proteinreichen Blätter gleich im Frühling frisch gepflückt, bereichern sie mit ihrer feinen Geschmacksnote Suppen, Salate und Smoothies.
Die Linde als Heilpflanze des Jahres 2025 vereint uralte Heiltradition mit modernen Anwendungsmöglichkeiten. Neben ihrem naturheilkundlichen Nutzen kann sie auch bereichernder Bestandteil in der pflanzenbasierten Ernährung sein. Der neue Titel ist mehr als verdient und rückt ihr vielfältiges Potenzial weiter ins Bewusstsein.
Lindenblüten samt Hochblatt rund vier bis fünf Tage nach dem Aufblühen im Juni bzw. Juli nachmittags oder abends sammeln, wenn Bienen emsig den Nektar zapfen. Dies ist ein Anzeichen dafür, dass der Wirkstoffgehalt sehr hoch ist.
Anschließend die ungewaschenen Blüten an einem hellen Ort sanft trocknen. Ganze Pflanzenteile im Tee verwenden – 3 bis 4 Tassen am Tag genießen.
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