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Ob Herz, Muskeln oder Gehirn: Unser Körper braucht Energie. Diese Energie wird in einem komplexen Prozess in den Körperzellen – oder genauer in den Mitochondrien – erzeugt. Und genau hier kommt das Coenzym Q10 ins Spiel, denn es ist für die körpereigene Energieproduktion unverzichtbar.
„Coenzym Q10 (oder Ubichinon-10) gehört zu den Ubichinonen, die in allen lebenden Zellen vorkommen und an Prozessen der mitochondrialen Energiebereitstellung in der Atmungskette beteiligt sind. Bei Coenzym Q10 handelt es sich nicht um einen essentiellen Nährstoff oder um ein Vitamin, da dieser Stoff vom gesunden Organismus in ausreichendem Maß selbst synthetisiert wird.“ (bfr.de) (1)
Coenzym Q10 ist kein Vitamin, chemisch aber mit den Vitaminen K und E verwandt. Es kann vom Körper aus den Aminosäuren Phenylalanin und Tyrosin selbst produziert werden. Außerdem wird Q10 von Darmbakterien hergestellt und kann über viele Lebensmittel aufgenommen werden. (2)
Schätzungen zur täglichen Aufnahme von Coenzym Q10 im Rahmen einer normalen Ernährung sind je nach Herausgeber weiter oder enger gefasst. So spricht das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) von 2 bis 20 mg (1), die Verbraucherzentrale von 5 bis 10 mg. (3)
Q10 ist in größeren Mengen in Fleisch (besonders in Innereien) und fettem Fisch (z.B. Hering, Makrele) enthalten. Auch Eier zählen zu den tierischen Produkten mit relativ viel Q10.
Vegetarier und Veganer können auf Pflanzenöle, Nüsse, Kartoffeln und verschiedene Gemüsesorten zurückgreifen. Beispielsweise enthalten Spinat mit ca. 0,36 mg, Brokkoli mit ca. 0,86, Karotten mit ca. 1,02 mg oder Olivenöl mit ca. 3 mg nennenswerte Q10-Mengen je 100 g Frischgewicht.
Allerdings ist das Coenzym nicht hitzebeständig. Beim Kochen geht es teilweise verloren.
Erst 1957 entdeckte der US-Amerikaner Fred L. Crane das Coenzym Q10. Er konnte es als erster aus einem Rinderherzen isolieren. Im Anschluss beschäftigte sich die Wissenschaft mit der wichtigen Rolle, welche Q10 für die Energieproduktion im menschlichen Körper spielt. Für seine Forschungen in diesem Bereich wurde der Brite Peter Dennis Mitchell 1978 sogar mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.
Seinen Namen trägt das Coenzym, weil es zur Gruppe der Chinone (englisch: quinones) gehört und 10 Isopren-Einheiten aufweist. Viel mehr Aufschluss über die Wichtigkeit von Q10 bietet der alternative Name Ubichinon: Das lateinische Wort „ubique“ bedeutet „überall“.
Es verweist darauf, dass Q10 überall in der Natur bei Pflanzen und Tieren, und in jeder einzelnen Körperzelle, also überall im Körper, gebraucht wird.
Dr. Frederick Loring Crane wurde am 3. Dezember 1925 geboren. Sein Studium an der Universität von Michigan musste er zunächst wegen des Zweiten Weltkriegs unterbrechen. Doch nach dem Krieg setzte er seine Studien fort und schloss sie 1953 mit einem Doktortitel in Botanik ab.
Als Postdoktorand an der Universität von Wisconsin entdeckte er 1957 das Q10 und widmete sich auch in seinen weiteren Forschungen immer wieder diesem Coenzym. Seine letzte Studie zu Q10 veröffentlichte er 2014. Im Jahr 2016 verstarb Frederick L. Crane im Alter von 90 Jahren.
In den Mitochondrien der Zellen wird das Energie-Molekül ATP erzeugt. Dieses Molekül liefert die Energie für fast alle grundlegenden Prozesse im menschlichen Körper. Dazu zählt die Bewegung von Muskeln, die körpereigene Herstellung und Umwandlung von Stoffen und der Transport von Stoffen durch den Körper.
Das Coenzym Q10 ist bei diesem Prozess für den Transport von Elektronen und Protonen innerhalb der Zelle zuständig. Gelangen diese Teilchen nicht an ihren Verwertungsort, kann die Zelle auch kein ATP und damit keine Energie erzeugen.
Die Bewegung von Muskeln braucht viel Energie. Gerade die Muskeln, die häufig bewegt werden und deren Funktion besonders wichtig ist, haben also auch bei der Versorgung mit Q10 höchste Priorität. Deshalb ist es nur logisch, dass Q10 in den Herzmuskelzellen in hoher Konzentration vorkommt: Das Herz muss ca. 100.000-mal am Tag schlagen, um insgesamt ca. 7.000 Liter Blut durch unseren Körper zu pumpen.
Jedes einzelne Mal zieht sich der Herzmuskel zusammen und entspannt sich wieder.
Coenzym Q10 fängt als körpereigene Substanz in den Kraftwerken der Zellen (Mitochondrien) „schädliche Sauerstoffverbindungen ab und ist somit ähnlich wie Vitamin E als Antioxidans aktiv“ (verbraucherzentrale.de)3.
Seine Funktion für die Energieproduktion in den Zellen kann das Coenzym so gut erfüllen, weil es leicht Elektronen aufnehmen und abgeben kann. Dies sorgt auch für die antioxidativen Eigenschaften: Den Freien Radikalen fehlt ein Elektron, welches ihnen durch Q10 zur Verfügung gestellt werden kann.
Q10 ist nicht nur eine beliebte Nahrungsergänzung, es ist inzwischen ein gängiger Bestandteil von Kosmetikprodukten. Das liegt daran, dass es als Antioxidans zum Schutz von Zellen vor oxidativem Stress durch Freie Radikale beitragen kann.
Erhalten die Freien Radikalen das fehlende Elektron nicht durch Q10 oder ein anderes Antioxidans, entreißen sie es einer anderen Zelle und tragen so zu vorzeitiger Hautalterung bei. Indem es zum Schutz von Zellen vor oxidativem Stress durch Freie Radikale beiträgt, bietet Q10 also eine "Anti-Aging"-Hilfe.
„Ein Mangel an Coenzym Q10 ist selten.“ (apotheken.de) (2)
Allerdings können verschiedene Umstände – z.B. zunehmendes Alter oder die Einnahme bestimmter Medikamente – zu einer Abnahme der Q10-Konzentration im Körper führen.
„Wie viel Coenzym Q10 der Körper insgesamt pro Tag benötigt / herstellt, ist nicht bekannt.“ (verbraucherzentrale.de) (3)
Q10-Zufuhrempfehlungen z.B. der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) oder der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt es nicht. In der Schweiz sind Q10-Dosierungen bis 200 mg in Nahrungsergänzungsmitteln ohne Warnhinweise erlaubt.
Ob eine Nahrungsergänzung mit Coenzym Q10 sinnvoll ist, hängt vom Einzelfall ab. Werden z.B. Medikamente eingenommen, welche die Q10-Konzentration beeinflussen könnten, entscheidet der behandelnde Arzt über eine eventuelle Q10-Gabe in Form von Nahrungsergänzung. (2)
„Mit zunehmendem Alter nimmt die Q10-Konzentration in verschiedenen Geweben deutlich ab. Davon ist vor allem das Herz betroffen.“ (verbraucherzentrale.de) (3)
Der Q10-Gehalt im Herzmuskelgewebe von 80-Jährigen ist – im Vergleich zu 20-Jährigen – nur noch bei etwa 60%, also 40% niedriger.
„Ob durch eine zusätzliche, kontrollierte Gabe von Q10 im Alter weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorkommen, wird noch diskutiert.“ (verbraucherzentrale.de) (3)
Wer mit einem erhöhten Cholesterinspiegel zu kämpfen hat, bekommt vom behandelnden Arzt häufig Statine verschrieben. Diese oft auch als Cholesterinsenker bekannten Medikamente hemmen jedoch auch die körpereigene Produktion von Q10.
Dies ist natürlich kein Grund, auf wichtige Medikamente zu verzichten. Doch wer Statine einnehmen muss, sollte seine Versorgung mit Q10 besonders im Auge behalten.
Q10-Nahrungsergänzungsmittel sind zulässig, sofern die tägliche Verzehrmenge von 100 mg Coenzym Q10 bei einer Verzehrempfehlung von einer Kapsel pro Tag nicht überschritten wird.
Zudem muss in die Kennzeichnung der Warnhinweis aufgenommen werden, dass Schwangere, Stillende, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren das Erzeugnis nicht verzehren sollten. (4)
Laut BfR bestehen bei Verzehrmengen von 10 bis 30 mg Coenzym Q10 pro Tag im Rahmen einer Nahrungsergänzung keine gesundheitlichen Bedenken. (1)
Bei Q10-Nahrungsergänzungsmitteln sollte die empfohlene tägliche Verzehrmenge nicht überschritten werden.
„Nebenwirkungen wie Schlaflosigkeit, Durchfall, Übelkeit, Appetitverlust und Unwohlsein, Reizbarkeit und Hautausschlag sind hier nicht auszuschließen.“ (verbraucherzentrale.de) (3)
Schwangere und Stillende sollten Coenzym Q10 Präparate nur nach ärztlicher Rücksprache einnehmen. Auf Verzehrmengen von über 30 mg Coenzym Q10 pro Tag sollten sie verzichten. (5)
Wer Blutgerinnungshemmer einnimmt, sollte Coenzym Q10 Präparate nur nach ärztlicher Rücksprache einnehmen, da diese die Wirksamkeit der Medikamente beeinflussen könnten. (2)
Nahrungsergänzungsmittel sind kein Ersatz für eine abwechslungsreiche, ausgewogene Ernährung und eine gesunde Lebensweise.
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Quellen:
(1) BfR, Coenzym Q10, aufgerufen im Internet auf bfr.de am 31.05.2022.
(2) Lang, S., Coenzym Q10, aufgerufen im Internet auf apotheken.de am 31.05.2022.
(3) Verbraucherzentrale, Coenzym Q10-Produkte - ist ein Nutzen wirklich bewiesen?, aufgerufen im Internet auf verbraucherzentrale.de am 31.05.2022.
(4) Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Bekanntmachung einer Allgemeinverfügung gemäß § 54 des Lebensmittel - und Futtermittelgesetzbuches (LFGB) für das Verbringen in die Bundesrepublik Deutschland und das Inverkehrbringen eines Nahrungsergänzungsmittels mit Zusatz von Coenzym Q10 (BVL 14/01/002) vom 12. Februar 2014, aufgerufen im Internet als PDF am 31.05.2022.
(5) Klösterl-Apotheke, Coenzym Q10, aufgerufen im Internet auf kloesterl-apotheke.de am 31.05.2022.
© Bilder: ryanking999 – Fotolia | Wolfilser – Fotolia | lev dolgachov – Fotolia | Ulashchyk – IStockPhoto
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